26. April 2024. Vor dem Frühstück fand ich heraus, was das für ein schwarzer Vogel mit einem gelb-orangen Schnabel war. Es war ein Amselmännchen.
Aus meiner Unterhose kam ein ekliger Intimgeruch, als ich sie auf der Toilette kurz auszog. Die Unterhose roch nicht, aber mein Penis, wenn ich die Vorhaut öffnete. Das war sehr ungewöhnlich, denn ich hatte vor ein paar Tagen geduscht. Normalerweise riecht der Intimbereich, seit ich mich nur noch mit Wasser wasche, nie und wenn, dann erst nach mehreren Wochen ohne Dusche oder nach der Masturbation und auch nicht so intensiv. Irgendetwas stimmte nicht. Ich dachte nach. Aber als ich in mein Tagebuch schaute, fand ich die Antwort. Ich hatte mich vor der Verabredung mit Barbara im Intimbereich intensiv mit Seife gewaschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das der Grund war.
Ich habe geduscht. Nur mit Wasser. Ich werde nicht nochmal Duschgel in meinen Intimbereich schmieren und damit mein Mikrobiom zerstören. Auch nicht für eine Frau. Diesen ekligen Geruch will ich nicht nochmal erleben. Beim Haarewaschen habe ich festgestellt, dass meine Haare viel stärker als sonst ausfallen. Und leider weiß ich nicht warum. Die Pillen helfen noch nicht oder erzeugen sogar einen stärkeren Haarausfall.
Beim Anziehen mir meine Socken angeschaut. Scheiße, dachte ich, sie bekommen wieder Löcher. Es liegt wahrscheinlich an den Schuhen.
Mama hat heute Morgen geweint und mit Julien telefoniert. Gestern hat sie noch gesagt, dass sie mit ihm Schluss macht, nachdem er sie als Prostituierte beschimpft hat. Aber als ich mit Mama am Frühstückstisch saß, schien sie sich wieder beruhigt zu haben. Das nutze ich als Anlass sie zu fragen, ob sie die PIN für Downtime auf meinem Laptop eingeben kann, damit ich es auf 20 Uhr umstellen kann. Sie sagte, dass sie die PIN vergessen hat. Es kam zu einer heftigen Reaktion. Sowohl die Mutter als auch ich wurden getriggert. Ich wollte sofort fliehen. Abhauen nach Hannover. Statt den Anweisungen meiner starken Gefühle zu folgen, überwand ich mich dazu, nicht abzuhauen und stattdessen die Situation aufzuschreiben und zu analysieren.
Ich habe die Situation unter die Lupe genommen und meine Gedanken dazu aufgeschrieben: Eines wird aus dieser Situation deutlich. Ich bin zu unsensibel, wenn ich etwas unbedingt will. Hätte ich die emotionale Überforderung der Mutter früher erkannt und sie nicht unter Druck gesetzt, wäre es nicht zu diesem emotionalen Trigger bei ihr und bei mir gekommen.
Nur weil ich schnell und sofort Hilfe bekommen kann, heißt das nicht, dass meine Mutter mir nicht helfen will. Ich muss geduldig sein und sie einfach später wieder um Hilfe bitten. Sie lehnt den kleinen Sascha nicht ab, sie ist nur im Moment emotional überfordert.
Ich frage mich nur: Was sagt das über mich aus, dass ich bei diesen heftigen Konflikten sofort den Drang verspüre, wegzulaufen? Offensichtlich ist mein Bedürfnis nach Sicherheit und Harmonie verletzt. Versuche ich, dieses Bedürfnis woanders zu finden, indem ich weglaufe?
Nachdem Mama zur Spätschicht gefahren war, habe ich mir die ganze Zeit Dokumentarfilme und Talkshows über Narzissmus angesehen. Ich war nicht mehr wütend auf sie, als ich verstand, dass ich sie durch meinen Druck zu dieser emotionalen Überreaktion gebracht hatte, die dann auf mich zurückfiel.
Ich habe mich auch an andere Situationen erinnert, die mich triggern. »Schreib, wenn du gut angekommen bist« oder »Schau, ob alles aus ist« oder »Fahr vorsichtig. Geh nicht so nah ans Gleis« und ähnliche Dinge triggern mich mal leicht, mal stärker. So nach dem Motto: »Sascha, das schaffst du nicht alleine, lass mich dir helfen«. Ich glaube, da wird mein Autonomiebedürfnis verletzt.
Ein anderer Triggerpunkt ist, wenn Mama versucht herauszufinden, wie viel Geld ich habe. Das letzte Mal, als sie mein Bankkonto sehen wollte, hat mich das sehr getriggert. Da ihr Konto mit meinem verknüpft ist, konnte ich nicht anders, als ihr meinen Kontostand zu zeigen. Das hat mich so getriggert. Ich will ihr nicht sagen, wie viel Geld ich habe. Meine innere Stimme sagt dann: »Wenn sie weiß, dass du nicht im Minus bist, will sie sich das Geld leihen, das du nie wiedersehen wirst. Selbst schuld, wenn sie wieder pleite ist. Wer so mit Geld umgeht, dem will ich kein Geld anvertrauen«. Je mehr sie nachbohrt oder indirekt versucht herauszufinden, ob ich Geld habe, desto stärker wird der emotionale Trigger.
Ich habe mich auch gefragt, ob meine Bitte um Hilfe, keine Hilfe zu bekommen und der damit verbundene emotionale Auslöser etwas damit zu tun hat, dass ich früher so unselbständig war und in der Beziehung zu Jule sie immer um Hilfe gebeten habe: »Bibichen? Kannst du das bitte korrigieren?« »Bibichen? Habe ich die Aufgabe richtig gelöst?« »Bibichen? Kannst du mir die Augenbrauen zupfen?« Da Jule immer zustimmte, sah ich darin die Bestätigung, dass sie mich nicht ablehnte. Wahrscheinlich war die arme Jule mit dieser Unselbstständigkeit überfordert. Aber sie half mir trotzdem, weil sie mich wirklich liebte.
Im Wohnzimmer habe ich aus Versehen eine kleine Ameise zertreten. Ich beobachtete, wie zwei Ameisen auf die tote Ameise zugingen und versuchten, sie irgendwohin zu schleppen. Es ist ihnen nicht gelungen. Dann kam eine größere Ameise und hat die tote Ameise weggetragen. Es tat mir so leid. Es kam mir vor wie eine Mutter, die ihr totes Kind wegtragen will. Und sie hatten alle keinen Ausweg, weil sie sich alle in der Wohnung verirrt hatten. Ich habe versucht, die Ameisen mit einem Blatt Papier zu vertreiben, aber es waren bestimmt mehr als zehn. Es hat nicht funktioniert. Es war zu umständlich. Ich ließ sie in der Wohnung herumlaufen und schaute weiter die Talkshow über Narzissmus.