3. Oktober 2024.
Ich habe bis 11:00 Uhr geschlafen und habe einen leichten Muskelkater an der HĂŒfte vom gestrigen Tanzen. Aus Neugier habe ich meine FuĂsohle angeschaut und einen weiteren Beweis fĂŒr meine Theorie gefunden, dass gefĂ€rbte Kleidung ungesund ist: Ich hatte gestern beim Tanzen meine schwarzen Schuhe an. Nach einer Nacht des Tragens und Schwitzens hat sich an der Stelle, wo mein FuĂ im Schuh gerieben hat, eine FĂ€rbung der Sohle gebildet.
Das Problem ist, dass ich diese FÀrbung weder abwaschen noch mit einem Bimsstein abschrubben kann. Die Farbpartikel haben sich unter der Haut eingelagert. Verstehst du jetzt, was ich meine, wenn ich sage, dass gefÀrbte/chemisch behandelte Kleidung gesundheitsschÀdlich ist?
Ich muss heute das SSL-Zertifikat erneuern, damit mein Tagebuch weiterhin funktioniert. DafĂŒr brauche ich einen Laptop und fahre deshalb nach Borsum.
Im Bus lese ich: âDie KUFA ist fĂŒr alle da!â in der Beschreibung der Kulturfabrik auf deren Website. Aha, genauso âfĂŒr alleâ wie das transeuropa Festival 2024 âein Fest fĂŒr alleâ ist, denke ich mir. đ
Im Bus bemerke ich, dass Blut auf den Boden tropft. Es kommt von meiner FuĂsohle. Eine kleine Glasscherbe steckte darin. Ich habe sie mit den Fingern herausgeholt. Diese Verletzung wird mich aber nicht davon abhalten, weiterhin barfuĂ zu laufen. Genauso wie das Hausverbot der Kulturfabrik mich nicht davon abhalten wird, mein Tagebuch weiterzuschreiben. âïž
Bei meiner Mutter angekommen, habe ich mir erstmal einen schwarzen Tee gemacht, in Ruhe das SSL-Zertifikat eingerichtet und dann die Hildesheimer Polizei angerufen. Ich habe meine Vorgangsnummer genannt, und die Polizistin hat mein Anliegen verstÀndnisvoll angehört. Ich erzÀhlte ihr von den Hausverboten beim Transeuropa Festival und in der Kulturfabrik, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen der Flyer und der Organisation Zora Hildesheim zustande gekommen sind. Sie hat mir die Telefonnummer des Sachbearbeiters gegeben, der sich mit meinem Fall beschÀftigt. Ich melde mich nach dem Feiertag bei ihm.
âIch erteile dir hier kein Hausverbotâ, scherzt meine Mutter, âdu kannst jederzeit her kommenâ, sagte sie, wĂ€hrend wir darĂŒber reden, was die KuFa wohl mit der âmehrmaligen Missachtung unserer Hausordnungâ gemeint haben könnte. Erstens habe ich nichts verbrochen. Ich war zweimal in der Kulturfabrik frĂŒhstĂŒcken, zweimal bei der spirituellen Single-Frau beim Trance-Tanz und einmal bei âHilde tanztâ, wo ich nur da saĂ und Cola getrunken habe. Zweitens hat mir niemand vorher etwas von der mehrmaligen Missachtung der Hausordnung gesagt, sonst wĂ€re ich gestern gar nicht zur 90er- & 2000er-Party gegangen.
Ich habe zum ersten Mal gefrorene FrĂŒchte mit der Hand gegessen. Das geht wohl auch. Schritt fĂŒr Schritt gewöhne ich mich daran, mit den HĂ€nden zu essen. Von Tag zu Tag fĂŒhlt es sich normaler an.
Im Bad: Die Haare zwischen meinen Augenbrauen wachsen weiter. Wann hören die denn auf zu wachsen? đ So langsam ist meine Komfortgrenze erreicht.
Ich bin dann zurĂŒck nach Hildesheim gefahren und beim Nussladen vorbeigegangen, um mir eine Nussmischung zu kaufen, weil ich mich heute mit Julia treffe. So haben wir etwas zum Knabbern zum Tee.
Der heutige Einkauf im Nussladen hat mir noch einmal gezeigt, wie cool der Laden ist und wie nett der Besitzer. Er hat sich gefreut, dass ich wieder vorbeigekommen bin. Er meinte, das zeige, dass mir seine Nussmischung gefallen hat â und das haben sie tatsĂ€chlich.
Ich wollte mit Karte zahlen, wusste aber nicht, dass man dort erst ab zehn Euro mit Karte zahlen kann. Leider hatte ich nicht genug Bargeld, um den Einkauf zu bezahlen. Es war aber nicht so tragisch, denn er sagte, ich könne den Rest des Geldes beim nĂ€chsten Mal vorbeibringen. 2,10 ⏠schulde ich ihm. âDu kannst mir 2 Euro vorbeibringenâ, sagte er, damit ich mir den Betrag besser merken kann.
Was fĂŒr ein guter Mensch, denke ich mir. FĂŒr diese nette Geste bringe ich beim nĂ€chsten Mal Zinsen mit.
Am Nachmittag hat mich Julia besucht. Wir haben Tee getrunken, NĂŒsse gegessen und viel geredet. Irgendwann habe ich mich mit dem RĂŒcken zu ihr gesetzt, und sie hat meinen Kopf gekrault. Das Kraulen hat sich besonders schön angefĂŒhlt, weil ich mir keine Gedanken um meine Schuppen machen musste â ich durfte âschneienâ. Julia weiĂ, dass das meine wunde Stelle ist, und sie akzeptiert sie. Dieser Abschnitt wurde wegen der PrivatsphĂ€re gelöscht
Ich schaue Julia an und erkenne ihre wahre Schönheit, eine Schönheit, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Diese Schönheit tritt langsam hervor, je nÀher wir uns kennenlernen und je mehr Zeit wir miteinander verbringen. Das was ich anfange in ihr zu sehen - das ist die wahre Schönheit.
Bevor sie dann weggefahren ist, haben wir die Reispfanne gegessen, die mir gestern meine Mutter mitgegeben hat. WĂ€hrend des Essens mit Julia hat mein Ohr angefangen zu brennen. Jemand hat wohl gerade ĂŒber mich geredet.
Ich habe mit der Hand gegessen. Julia auch! Ich war ĂŒberrascht, dass sie freiwillig mitgemacht hat, obwohl sie Besteck haben konnte. Das mag ich auch an ihr, dass sie offen fĂŒr Neues ist. Sie versteht meine GrĂŒnde hinter dem Essen mit HĂ€nden. Ein weiterer Grund, dass sie eine Bereicherung fĂŒr mein Leben ist. đ
âIch will deine Mama kennenlernenâ, sagte sie mit einem geformten Schmollmund, als sie ihre leergegessene Schale betrachtete, âes war so lecker.â
Nach dem Essen ist sie dann wieder weggefahren. Am liebsten hĂ€tte ich mit ihr gekuschelt und Sex gehabt. đ Aber ich bin bereit, mich zurĂŒckzuhalten, um Julia zu zeigen, dass ich sie nicht fĂŒr Sex ausnutze. Ich habe sie bereits ein bisschen ins Herz geschlossen und möchte sie auf keinen Fall deswegen verlieren.