Mamas Geburtstag. Beschlossen nach Berlin zu fahren. Oder doch nicht? Raus zu den Feldern.

15. Dezember 2024.

Die Bettdecke hat dazu geführt, dass es schnell warm wurde. Allerdings wenn ich mich bewegt oder um 3 Uhr gepinkelt habe, entwich die Wärme und ich musste sie wieder aufbauen.

Beim Lüften habe ich einen kleinen Schlitz bei allen Fenstern gelassen, damit das Auto die ganze Zeit von innen lüften kann.

Ich habe Haare und Bart am Spiegel der Sonnenblende gekämmt, das gestrig gekaufte Deo (habe mich etwas beeinflussen lasse) in die Achseln gesprüht und dann war ich schon fertig für den Tag.

Ich habe das Frühstück vorbereitet. Wir haben uns wieder versöhnt. Das wäre traurig, wenn ich am Geburtstag meiner Mutter ich Groll empfinden würde. Sie hat das nicht verdient. Schließlich muss sie auch mit ihrem Ego kämpfen. Außerdem bringt das Grollen überhaupt nichts, außer unnötiges Selbstleid und Spaltung. Ich werde immer jedem Menschen verzeihen, ganz egal, was dieser Mensch getan hat.

"Aber du bist doch ganz allein unterwegs. Es ist schöner zu zweit", sagte die Mutti.

Das denke ich auch, schade. Auf der anderen Seite, so wie ich von anderen Alleinreisenden erfahren habe, lerne ich als Alleinreisender viel mehr Menschen kennen als wenn ich zu zweit oder in einer Gruppe reisen würde. Und das kann ich bestätigen, wenn ich allein unterwegs bin, komme ich eher in Kontakt mit anderen.

Ich bin dann noch ins Café gefahren.

Ich werde mich natürlich nicht dauerhaft im Auto aufhalten, sondern das Auto nutzen, um dort zu übernachten oder als Rückzugsort verwenden. Ansonsten werde ich in Cafés, in der Natur, in Bibliotheken, in Städten und grundsätzlich mich unter Menschen aufhalten.

Warum zögere ich in die Welt hinauszufahren? Warum nicht einfach losfahren? Ich habe mich entschieden morgen nach Berlin zu fahren und dort zu übernachten.

Damit ich die Berlin-Karte auch Offline habe, habe ich OsmAnd Jahresabo für 5 Euro abgeschlossen. Jetzt kann ich alle Karten weltweit zur Offline-Nutzung herunterladen.

Bevor wir uns am Tisch zu Mamas Geburtstag versammelt haben, saß ich im warmen Wohnzimmer da und habe - nach der Betrachtung des Verkehrs in Berlin - Schiss bekommen als Fahranfänger dorthin zu fahren. Vielleicht erstmal ein Ziel aussuchen, wo ich mich besser auskenne, wie Hannover? Ich traue mich wohl nur dann einen größeren Schritt zu wagen, wenn es kriselt. Sobald die Krise weg ist, traue ich mich deutlich weniger. Ich glaube am meisten würde ich mich trauen, wenn ich wüsste, dass ich in ein paar Tagen sterben würde.

Einige Stunden später...

Es ist 23:30 Uhr. Ich bin zum gleichen Ort gefahren, wo ich neben einem Van übernachtet habe.

Es sind warme 8° draußen - allerdings sehr windig. Ich brauche keine Handschuhe und Mütze zu tragen.

Als ich bei dem Stellplatz ankomme, ist der Van nicht mehr da. Ich stelle mich an seinen Platz mit dem Heck in Richtung der Felder.

Ich mache die Hecktür auf, stelle mich an den Rand des Kofferraums und lausche dem Wind, bestaune die bunten Lichter in der Ferne der lebendigen Stadt.

Neben mir steht ein großes steinernes Kreuz. Das Auto wackelt im Wind und die Haare flattern.

So fühlt sich also die Freiheit an? Das ist ein wunderbares Gefühl!

Die Baumkrone wackelt über mir. Ich schaue das Kreuz an und spreche.

"Vater?"

"Lass mich erwachen!"

Ich blicke wieder in die Ferne.

"Lass mich alle Völker vereinen"

"Ohne Macht"

"Die Erde zu einem Paradies machen"

Der Wind wird stärker. Ich habe ein Gefühl, als würde ich von jemandem beobachtet.

Ich schaue mich um.

Niemand da.

Ein Gedanke kommt mir in den Kopf: "Kein Mensch soll über andere Menschen herrschen"

Ich atme tief ein, schließe die Augen, halte kurz inne und höre das Sausen des Windes.

Öffne die Augen wieder und atme aus.

Klettere ins Auto rein zum Notieren des heutigen Tags und zum Schlafen.

Bis morgen!

Ich bin heute dankbar:

• Dafür, dass Mama heute sehr gut drauf war.
• Dafür, dass ich dem nicht-veganen Kuchen leicht widerstehen konnte. Dem veganen allerdings nicht! :)
• Dafür, dass ich wieder zu den Feldern rausgefahren bin.

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