6. Dezember 2024.
Ich habe etwas geträumt, aber ich kann mich nicht an den Traum erinnern.
Als ich aufgewacht bin, auf den Balkon gegangen bin, dachte ich für eine kurze Zeit, dass Matilda wieder da war und die ganzen Blumenkästen umgekippt hat. Dabei war es nur sehr windig heute Nacht.
Beim Frühstück mit Lachsbrötchen und Tee ist mir aufgefallen, dass Mutti schon so oft die Möbel gewechselt hat aber ein einziges Möbelstück ist seit Jahren immer dageblieben, nämlich der Hocker, den sie damals von Jule zum Geburtstag bekommen hat.
Ich esse das Lachsbrötchen und und denke über Veganismus nach. Ich habe immer vegetarisch oder vegan gelebt, nicht aus der Tierethik heraus, sondern weil ich überzeugt war, dass vegetarische oder vegane Ernährung förderlich für die Langlebigkeit und Gesundheit ist. Bis ich dann daran zu zweifeln anfing. An der zweiten Stelle stand der Umweltschutz, und erst an der dritten Stelle stand das Mitgefühl mit den Tieren. Der wichtigste Grund vegan zu leben, war erschüttert und so habe ich meinem Trieb nicht widerstanden und vor einigen Tagen wieder zum Fisch gegriffen.
Doch jetzt, wo ich mich mehr mit der Tierethik, auf die ich durch die militante Veganerin gekommen bin, auseinandergesetzt habe, habe ich begriffen, dass meine Gründe für Veganismus in einer falschen Reihenfolge waren. Das was gesund ist, ändert sich sowieso im Laufe der Zeit. Allein schon wegen des evolutionären Fortschritts bin ich fest davon überzeugt, dass der Mensch in der Lage sein wird, wenn er sich regelmäßig vegan ernährt, sich so evolutionär zu entwickeln, dass er gesundheitlich weder auf die Tierprodukte noch auf die Supplemente, die die Tierprodukte ergänzen, angewiesen ist.
Doch damit diese evolutionäre Weiterentwicklung in eine fleischfreie Zukunft überhaupt möglich ist, muss der Mensch seine Moral weiterentwickeln. Erst wenn wir anerkennen, dass Tiere, die wir selbstverständlich in der Massentierhaltung oder auf den Weiden halten, unsere Sklaven sind (sowie vor 100 Jahren schwarze Menschen selbstverständlich Sklaven waren) und aufhören sie wie Sklaven auszubeuten, erst dann schaffen wir uns gesundheitlich unabhängig von Tierprodukten zu machen.
Wenn ich nicht die Tierethik als den ersten und wichtigsten Grund für Veganismus ansehe, sehe ich Tiere, die nicht der Spezies "Mensch" angehören, als etwas Niederes an. Etwas, das unter den Menschen steht. Doch was gibt mir das Recht dazu, das so zu sehen? Nur weil ich rational denken kann und ein anderes Tier nicht? Bin ich wirklich ein Gott über den Tieren nur weil ich einen Verstand habe? Oder weil ich, wie Christen sagen würden, ein Ebenbild Gottes bin? Sind das wirklich gute Gründe dafür, die Ausbeutung und die Gräueltaten an anderen Spezies zu rechtfertigen?
Weil ich nicht die Tierethik auf die erste Stelle für Veganismus stelle, werde ich rückfällig und esse ab und zu doch mal wieder Käse oder so wie vor einigen Tagen wieder Fisch. Doch ich werde niemals rückfällig werden und ein Kannibale werden sowie einige unserer Vorfahren. Warum nicht? Weil ich das für moralisch verwerflich finde. Die Moral ist wie ein Stein in der Brandung, der meine Triebe davon abhält unmoralische Dinge zu tun. Wenn ich also wahrhaftig vegan leben will, ohne rückfällig zu werden, dann muss ich die Tierethik als den primären Grund für Veganismus sehen.
Ich kehre also wieder zurück zum Veganismus und werde dazu beizutragen, die Konzentrationslager für Tiere aber auch die BIO-Sklaverei abzuschaffen. Ab heute werde ich etwas machen, was ich noch nie im Leben gemacht habe: Andere Tiere auf die gleiche Stufe mit dem Säugetier "Mensch" stellen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diesen Rückfall zum Fisch hatte, denn ohne diesen Rückfall hätte ich das Warum für Veganismus nicht überdacht.
Wenn ich irgendwann mal wieder vergessen sollte, dass andere Tiere keine Sklaven sind, werde ich mir die Dokumentationen "DOMINION" und "EARTHLINGS" anschauen. Diese Dokumentationen sollten sich grundsätzlich alle Menschen anschauen, wenn sie Fleisch, Eier und Milch im Supermarkt kaufen. Viele Menschen - unteranderem ich - verdrängen gern, woher das Stück Fleisch oder die Eier auf ihrem Teller kommen.
Ich habe auch heute die Definition von Veganismus begriffen. Veganismus hat in erster Linie nichts mit Ernährung zu tun. Veganismus ist eine Lebensweise, die danach strebt, soweit praktikabel möglich, die Ausbeutung von leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden. (Geschmack, Tradition, Gewohnheit und Bequemlichkeit sind übrigens keine praktikablen Gründe.)
Draußen regnet es. Ich bin ins Café mit dem Bus gefahren, um dort unter Menschen zu sein, Kaffee zu trinken und zu lesen.
Die Stimmung ist irgendwie immer noch trüb. Ich habe gerade nicht mal Lust zu lesen. Ich sitze nur da und starre durch die Gegend. Aus Langeweile hole ich den Notizblock heraus und lese das Geschreibsel, das ich gestern an der gleiche Stelle sitzend, reingeschrieben habe. Es kam mir spontan in den Kopf:
"Eine Seelenpartnerin treffen, in die ich total verknallt bin und die alles hinschmeißt, um mit mir ein neues, freies Leben zu starten. Eine Lebensaufgabe, die Welt zu vereinen. Liebe in der Welt zu verbreiten. Gemeinsam ins Jetzt aufzuwachen. Die Menschen ins Jetzt aufzuwecken. Die Welt zu entdecken. Die gesamte Welt zu unserem Zuhause zu machen. Diese Göttin wird auf mich zugehen und mich ansprechen. Ich finde sie sowohl innerlich als auch äußerlich wunderschön. Wenn wir uns in die Augen schauen, fängt das Herz an höher zu schlagen. Sie findet mich genauso wunderschön, so wie ich bin und so wie ich mich entwickle. Schon sehr sehr bald begegnen wir uns. Ich freue mich darauf. Sie endlich zu umarmen und die bedingungslose Liebe zueinander gedeihen zu lassen. Ihr rotes Haar, ihre grünen Augen bezaubern mich. Ihr Kleidungsstil ist einzigartig. P.S. Ich liebe dich für immer und über den Tod hinaus."
Das ist gestern spontan aus mir herausgekommen. Und es fühlt sich gerade irgendwie peinlich an das öffentlich zu machen. Die Liebe scheint mich wohl wieder zu beschäftigen, nachdem ich mit Julia Schluss gemacht habe. Lenas Nummer habe ich übrigens auch am gleichen Tag gelöscht. Es führt eh zu nichts zwischen uns. "Das Wochenende habe ich leider schon verplant", höre ich nur von ihr. Für mich sind es nur Ausreden. Sie hat scheinbar kein Interesse unsere Beziehung auszubauen, daher lasse ich sie einfach los.
Die rothaarige Göttin mit dem Nasenpiercing und den süßen Sommersprossen, die heute wieder im Espresso House gearbeitet hat, finde ich süß. Aber ich traue mich irgendwie nicht, sie nach einem Date zu fragen. Wahrscheinlich weil ich regelmäßig im Espresso House bin und mir das peinlich wäre, nach dem potentiellen Korb, ihr in die Augen zu schauen. Das ist sehr feige von mir, ich weiß. Mir fehlt zur Zeit das Selbstbewusstsein.
Heute werde ich ein viertes Mal versuchen im Auto zu schlafen, mit neuer Strategie die Nacht zu zu überstehen, ohne mitten in der Nacht das Experiment abzubrechen. Bis morgen!
Ich bin heute dankbar: