April 2023. Nachdem ich von den Sonnenstrahlen geweckt wurde, lag ich noch eine Weile im Bett und betrachtete meine Kleiderstange. Die dunkelblauen, hellblauen und beige-farbenen Sakkos mochte ich zwar, aber ich zog sie ungern in der Öffentlichkeit an. Sie passten nicht mehr zu meiner Persönlichkeit. Nach kurzem Zögern entschied ich mich, zwei Sakkos zum Verkauf anzubieten und einen dunkelblauen für festliche Anlässe beizubehalten.
Während ich die Sakkos zusammenlegte, kam mir eine Idee, wie ich meine Wäsche ohne Wäscheständer trocknen könnte: Ich würde die nasse Wäsche an die Kleiderbügel auf die Kleiderstange hängen. Doch ich hatte eine Sorge: Wenn sie dort im nassen Zustand hängen, würden sie auf das Regal darunter tropfen. Das probierte ich aus, startete die Waschmaschine und machte einen kurzen Spaziergang in der Stadt.
Vor einem Schaufenster einer Immobilien-Firma blieb ich stehen. Dort waren millionenteure Häuser zum Verkauf ausgeschrieben. Besonders interessierte mich ein sechs Millionen teures Haus. Ich grinste, weil mir ein amüsanter Gedanke kam: Statt mit einem Ferrari zu prahlen, stand ich hier vor dem Schaufenster und ließ Passanten sehen, wie ich die teuere Häuser betrachtete, als ob ich sie mir leisten könnte. Das war genau meine Art zu flexen, ohne einen einzigen Cent auszugeben.
Nach dem Spaziergang hängte ich die gewaschene Wäsche auf die Kleiderbügel und legte mich ins Bett zum Nachdenken. Ich wartete darauf, dass die Flüssigkeit durch die Schwerkraft in den unteren Bereich der Kleidung lief und hoffentlich nicht auf das Regal tropfte. Ich sah zum Arbeitstisch und betrachtete mein professionelles Mikrofon samt Mikrofonarm. »Vielleicht könnte ich das eingebaute Mikrofon meines iPhones oder MacBooks verwenden? Dann bräuchte ich nicht dieses riesige Setup auf dem Tisch.« Ich nahm mein Handy, machte eine Probeaufnahme, aber der Klang war nicht zufriedenstellend. Also stülpte ich die Decke über mich und versuchte es erneut. Diesmal klang es deutlich besser. Ich wiederholte das Experiment mit dem MacBook. Mit der Decke über dem Kopf nahm ich auf:
»Hallöchen! In diesem Video beschäftigen wir uns mit den Maxwell-Gleichungen, die die Grundlage für alles im Bereich Elektrizität und Magnetismus bilden.«
Als ich die Aufnahme anhörte, war ich erstaunt über die Qualität. Ich überprüfte sie noch einmal mit Kopfhörern und war überzeugt, mein externes Mikrofon samt Arm verkaufen zu können.
Ich überprüfte ob die nasse Kleidung Tropfen auf dem Regal hinterlassen hatte. Glücklicherweise war das nicht der Fall. Ein Schleudergang von achthundert Umdrehungen pro Sekunde hatte ausgereicht, um dies zu verhindern. Ich konnte meinen Wäscheständer und die Wäscheklammern auf ebay-Kleinanzeigen reinstellen.
Als ich den Anzeigentext verfasste, sah ich auf die Tastatur und fragte mich, warum besaß ich sie überhaupt? Wäre es nicht ausreichend, auf dem Laptop zu tippen, so wie ich es in Cafés tat? Den Rest der Anzeige schrieb ich mit der eingebauten Tastatur des MacBooks.
»Gut, dich stelle ich auch zum Verkauf rein«, flüsterte ich vor mich hin und meinte damit meine externe Tastatur.
An diesem Tag entschloss ich mich auch, meine Monitorlampe und eine meiner beiden Seifen loszuwerden. Von nun an besaß ich nur noch eine Seife, die ich sowohl zum Einseifen des Körpers als auch zum Händewaschen benutzte.
Am nächsten Tag sendete ich auch meinen externen 27-Zoll-Monitor an Amazon zurück. Nachdem ich in den letzten Tagen viele neue Shortcuts auf dem MacBook eingerichtet hatte, alle Programme im Vollbildmodus nutzte und alles Unwichtige in den Anwendungen ausgeblendet hatte, arbeitete ich in dieser Zeit nur am Bildschirm meines MacBooks. Ich zeichnete einige Illustrationen, probierte Videos zu schneiden und kam zu dem Entschluss, dass ich auch ohne den externen Monitor effektiv am MacBook arbeiten konnte. Ich brachte meine einzige Steckleiste nach Borsum, da es nur ein einziges elektrisches Großgerät in meinem Zimmer gab - mein MacBook, das ich direkt an der Wandsteckdose aufladen konnte. Daher benötigte ich keine Steckleisten mehr.
Am Abend entschloss ich mich, mal wieder in die Baggi auszugehen. Nachdem ich geduscht hatte und zum Haarspray griff, zögerte ich kurz und entschied mich dann, es im Schrank stehen zu lassen. »Probieren wir mal aus, heute ohne Haarstyling auszugehen«, flüsterte ich. Stattdessen kämmte ich nur meine Haare und ließ sie an der Luft trocknen.
Da es noch zu früh zum Ausgehen war, setzte ich mich an den Laptop und recherchierte über Haarspray und seine potenziellen Nachteile. Im Hinterkopf hatte ich bereits beschlossen, ein Leben ohne Haarspray und andere Haarstylingprodukte zu führen, aber ich brauchte noch etwas Überzeugung. Polyvinylpyrrolidon und Vinylacetat-Copolymer, die in Haarsprays enthalten sind, können beim Einatmen in die Lunge gelangen und langfristig gesundheitliche Probleme verursachen. Haarspray kann zu Kopfhautirritationen, Hautausschlägen und sogar Haarausfall führen, da es die Haarfollikel reizt und austrocknet. Als ich das Argument über den Haarausfall las, stand ich entschlossen auf und warf meinen Haarspray in den Müll. Jedes Mal, nachdem ich meine Kopfhaut einmassierte, sah ich viele Haare auf meiner Handfläche kleben. Das nervte extrem. Ich war sehr froh, einen möglichen Auslöser losgeworden zu sein.
Als ich dann haarspraylos ausging und vor den Türstehern der Baggi stand, wurde mir aus irgendeinem Grund der Einlass verwehrt - hoffentlich nicht wegen meinen ungestylten Haaren. Ins Dax wollte ich nicht. Also entschied ich mich für den Infinity Club. Diese Entscheidung kostete mich zwölf Euro Eintritt. Heute war wohl eine polnische Veranstaltung und es erklang dort durchgehend polnische Musik. Das gefiel mir überhaupt nicht, also setzte ich mich leicht enttäuscht auf ein Sofa und swipte auf Bumble herum. Doch als ich kurz auf mein Eintrittsticket blickte, wurde mir bewusst, dass es auch einen Gutschein für drei Shots enthielt. Also begab ich mich zur Bar, um mir etwas zu bestellen. Auf der Karte fand ich nur Softdrinks und alkoholische Getränke, die ich nie mehr konsumieren wollte. Doch auf der letzten Seite entdeckte ich das perfekte Getränk. Ich suchte direkt danach den Blickkontakt zum Barkeeper. Er kam zu mir.
»Ich habe einen Gutschein für 3 Shots. Kann ich stattdessen einen Cappuccino bekommen?«, sagte ich und reichte ihm meinen Gutschein.
»Normalerweise nicht, aber ich mache dir mal einen.«
»Perfekt! Danke dir.«
Er stellte die Tasse mit dem schaumigen Cappuccino neben mir auf den Tresen. Ich nahm sie samt der Untertasse in die Hand und stellte mich damit vor die Tanzfläche, angelehnt an eine Pole-Dance-Stange. Der sich in meiner Umgebung verbreitende Kaffeegeruch stellte sämtliche Parfüm- und Alkoholgerüche in den Schatten. Einige Gäste starrten mich mit offenem Mund an und dachten sicherlich, was für ein feiner Herr, schlürft mit ausgestrecktem Finger seinen Kaffee zu den polnischen Beats. Die Gäste hier waren deutlich erwachsener. Gleichaltrige oder sogar ältere Männer, alle elegant gekleidet, ebenso wie die Frauen. Überhaupt nicht meine Zielgruppe.
Der leckere Kaffeegeschmack löste sofort Glücksgefühle in mir aus und motivierte mich, den Abend doch noch zu genießen. Nachdem ich den leckeren Kaffee ausgetrunken hatte, versank ich in einem tranceartigen Zustand und tanzte recht unauffällig bis drei Uhr.
Mikroveränderungen: