16. September 2024. Na du, gut geschlafen? Ich schon. Guten Morgen! đ€
Ich habe gestern eine erleichternde E-Mail von Julia bekommen. Sie schreibt: â[âŠ] Dein Tagebuch hat mich bis jetzt nicht abgeschreckt. Im Gegenteil: Ich schĂ€tze ehrliche Menschen sehr! Und noch ehrlicher gehtâs ja wohl nicht, was du da so schreibst. Sehr gut!â
Ich hatte nĂ€mlich die BefĂŒrchtung, dass sie sich von mir abwendet, sobald sie mein Tagebuch liest, sowie das beispielsweise Mala getan hat. Das ist ein weiteres Zeichen, dass wir gut zueinander passen.
Beim Espresso House habe ich mich zum zweiten Mal in meinem Leben getraut, Matcha Latte zu trinken. Diesmal nicht mit Hafermilch, sondern mit Sojamilch. Und ich muss sagen: Wow, dieser schmeckt nicht nach Fisch, wie mein allererster im Hugendubel damals. Dieser schmeckt richtig gut! Ein bisschen wie grĂŒner Tee, aber viel leckerer. Allerdings habe ich gelesen, dass dort Koffein enthalten ist. Zwar weniger als im Kaffee, aber trotzdem eine betrĂ€chtliche Menge. Das ist daher kein GetrĂ€nk fĂŒr den tĂ€glichen Konsum. Hiermit habe ich mein Vorurteil gegenĂŒber dem Match Latte abgebaut, dass es ein ekliges GetrĂ€nk ist.
Ich habe dabei die restlichen Seiten des PsychologiebĂŒchleins gelesen und den Begriff âKognitive Dissonanzâ kennengelernt. Das beschreibt den Zustand, in dem ich mich in letzter Zeit befinde, wenn ich an Veganismus denke. Auf der einen Seite bin ich fest davon ĂŒberzeugt, dass Veganismus die ethischste und gesĂŒndeste ErnĂ€hrungsweise ist. Auf der anderen Seite habe ich in den letzten Tagen viel ĂŒber Phytate, OxalsĂ€ure und NĂ€hrstoffmĂ€ngel im Zusammenhang mit veganer ErnĂ€hrung gelesen und gehört. Dazu scheint mein kreisrunder Haarausfall am Hinterkopf allmĂ€hlich zu verschwinden, nachdem ich die vegane ErnĂ€hrung mit tausend Supplementen ergĂ€nzt habe. đ
Diese widersprĂŒchlichen Informationen versetzen mich in einen Zustand der kognitiven Dissonanz. Ein unangenehmes GefĂŒhl, bei dem ich hin und hergerissen bin. Das Buch nennt drei LösungsansĂ€tze: den bestehenden Glauben rechtfertigen, den Glauben Ă€ndern oder die Bedeutung des Problems minimieren. WofĂŒr soll ich mich entscheiden? đą
Eine weitere spannende Erkenntnis aus dem Buch: Erinnerungen sind unzuverlĂ€ssig. Sie können durch Suggestion verzerrt werden, etwa wenn andere Menschen ihre Version der Vergangenheit erzĂ€hlen und damit meine Erinnerungen beeinflussen. Da bin ich froh, ein Tagebuch zu fĂŒhren, in dem ich meine Erlebnisse möglichst unverfĂ€lscht festhalte. So kann ich jederzeit nachschlagen, ob meine gespeicherte Erinnerung mit den tatsĂ€chlichen Ereignissen ĂŒbereinstimmt.
Ich schlĂŒrfe an meinem Matcha Latte und sauge das Wissen auf. AuĂerdem habe ich etwas ĂŒber verschiedene psychische Störungen gelernt:
Es ist faszinierend, wie vielfĂ€ltig und komplex psychische âStörungenâ sein können, und wie wichtig es ist, sie zu verstehen.
Am Ende des Buches habe ich einen Satz gelesen, den ich mir wirklich zu Herzen nehmen will: â[âŠ] wenn wir anerkennen, dass wir alle verbunden sind - miteinander, mit der Natur und dem Göttlichen.â Wenn man das denkt, sieht man die Welt und die Menschen um einen herum als gut.
Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, bringe ich es zum BĂŒcherschrank in der Arneken Galerie.
Im Laden âIdeeâ in der Arneken Galerie entdecke ich viele Bastelmaterialien, aber leider ist das meiste in Plastik verpackt. đ„Č
Auch im Aldi in der Arneken Galerie werde ich wohl nicht so hĂ€ufig einkaufen, da ich kaum unverpacktes Obst und GemĂŒse gefunden habe. đ„Č
Beim Verlassen der Arneken Galerie und einem erneuten Blick auf den BĂŒcherschrank stelle ich fest, dass das Psychologiebuch bereits jemand mitgenommen hat. Das ging ja schnell.
Ich wollte danach in die Stadtbibliothek, musste aber feststellen, dass sie montags geschlossen ist. Also nehme ich die Linie 4 Richtung UniversitÀt und verbringe einige Zeit in der Uni-Bibliothek.
An der Haltestelle âUniversitĂ€tâ ausgestiegen, entdeckte ich am Marienburger Platz einen weiteren BĂŒcherschrank. Dieser war allerdings ziemlich ĂŒberfĂŒllt und wirkte recht unordentlich.
Bevor ich in die Bibliothek ging, setzte ich mich ins CafĂ© âAm Campusâ und trank einen entkoffeinierten Latte, wĂ€hrend ich das Stoiker-Buch weiterlas.
Das Lesen setzte ich spÀter in der UniversitÀtsbibliothek fort, im Erdgeschoss bei der Physikabteilung. Dort sah ich Mala, die ihren Blick allerdings nicht von ihrem Laptop abwandte, als ich an ihrem Tisch vorbeiging.
Die stoische Lebensweise, die ich mir aneignen möchte, beinhaltet das Vermeiden von unnötigen Problemen, das Leben im Augenblick und die emotionale Selbstregulation â sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Das ist definitiv eine Lebensweise, die ich leben will.
Als ich die Bibliothek verlieĂ, hatte der Regen aufgehört. Ich fuhr zum Bahnhof und machte mich auf den Weg zu Nordstadt-Penny, um unverpackt und möglichst regional einzukaufen. Leider war es schwierig, Bio-Produkte zu finden, die sowohl unverpackt als auch aus Deutschland stammten. Daher entschied ich mich, auf BioqualitĂ€t zu verzichten und kaufte zumindest unverpacktes GemĂŒse aus Deutschland: einen Porree und zwei Kohlrabi. Das ist das einzige, was ich zero-waste kaufen konnte. In Zukunft werde ich wohl lieber auf dem Wochenmarkt einkaufen.
Ich habe den dicken Porree in der Hand gehalten, und wĂ€hrend ich unterwegs war, grinsten die Leute mich an. In dem Moment stellte ich mir vor, der Porree wĂ€re ein KnĂŒppel, und ich bekam einen Lachflash. đ
Im Buch âDer kleine Alltagsstoikerâ habe ich einen interessanten Trick gelernt, um das eigene GlĂŒck zu erhöhen: Es geht nicht darum, aktiv nach dem GlĂŒck zu suchen, sondern die Faktoren zu identifizieren, die einen unglĂŒcklich machen, und diese dann zu eliminieren.
Bei einer kleinen Ăbung sollte man drei Punkte finden, die einen unglĂŒcklich machen. Hier sind meine:
In diesem Sinne: Bis morgen!đ€đ€