7. April 2024.
Um 7:30 Uhr bin ich aufgewacht und habe beim Lesen eines Survival-Artikels die Rettungsdecke entdeckt. Sie ist unglaublich praktisch: Hitze- und Kälteschutz, ideal zum Sammeln von Regenwasser, um Lebensmittel länger frisch zu halten, als Schlafunterlage, als Notfall-Trage, als Schutz vor windig-feuchtem Wetter, als Unterlage für eine Feuerstelle und sogar als Reflektor für Feuerwärme. Ihre spiegelnde Silberseite kann zudem als Notsignal dienen. Und das Beste: Sie ist ultra-kompakt und leicht.
Später habe ich einen Artikel über Survival-Feuerzeuge gelesen. Es klingt schon cool, sagen zu können: "Mein Geschirr ist aus Titan und mein wetterfestes Feuerzeug erzeugt Plasma." In dem Moment fühlte ich mich wie ein naturverbundener Cyborg.
Um 8:20 Uhr bin ich in die Conti-Bibliothek gegangen, um weiter an meinem Detox-Buch zu schreiben. In letzter Zeit war ich nicht besonders produktiv.
Es ist so schön, am Sonntagmorgen vor 9 durch die Stadt zu gehen. Die Ruhe und die menschenleeren Straßen geben mir das Gefühl, dass die Stadt mir gehört.
Ich war müde und hielt es nur bis 10:50 Uhr in der Bibliothek aus. Danach setzte ich mich kurz auf eine Bank am Neustädter Friedhof und probierte zum ersten Mal meinen Göffel aus, in dem ich aus der Erbsencurry-Dose aß. Ich stellte mir die Frage, ob es eine bessere Möglichkeit gibt, den Göffel nach dem Essen zu reinigen, anstatt ihn in die Brotdose zu stecken, die ebenfalls mit Essen belegt sein könnte?
Auf dem Weg in die Stadt bemerkte ich, dass meine Merino-Socken und leichten Barfußschuhe an der Sohle scheuerten, was ein wenig unangenehm war. Ich hoffte, dass es nur an meinen empfindlichen Füßen lag.
Ich nahm den verspäteten S3-Zug um 11:34 Uhr zu Mama. Während der Fahrt dachte ich darüber nach, wie sinnvoll es wäre, Alltagsgegenstände durch survival-taugliche Alternativen zu ersetzen. Das Beispiel des Göffels, der Löffel und Gabel vereint, fiel mir sofort ein. Vielleicht könnte ich auch das Navi durch einen Kompass ersetzen und die Yoga-Matte durch einen Schlafsack. Es klingt seltsam, zu sagen: "Ich schlafe zu Hause in einem Schlafsack", aber ist das wirklich so ungewöhnlich? Es ist nur die gesellschaftliche Norm, die das Bett als Standard festlegt.
In Harsum musste ich eine Stunde auf den Bus warten. Ich nutzte die Zeit für einen Spaziergang und trank einen Coffee To Go. Dabei hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen des Einwegbechers – ein Gefühl, das ich früher nicht hatte, bevor ich mit meiner Ex-Freundin zusammen war.
Ich hatte in letzter Zeit gut ohne meine Stofftasche ausgekommen, also beschloss ich, sie bei Mama zu lassen. Vielleicht würde ich sie durch eine Rettungsdecke oder ein Plasma-Feuerzeug ersetzen. Ich wollte sicherstellen, dass der Minimalismus nicht wegen zusätzlicher Survival-Ausrüstung leidet, daher plante ich, die One-In-One-Out-Regel (siehe mein Buch) anzuwenden.
Ich löschte ich meine Minimalismus-YouTube-Kanäle, die ich erstellt hatte, da ich nicht mehr vorhatte, Minimalismus-Videos zu produzieren.
Aus Neugier zählte ich die Gegenstände, die ich besaß: zwei Unterhosen, zwei Sockenpaare, zwei T-Shirts, zwei Schuhpaare, zwei Pullover, eine Jacke, zwei lange Hosen, eine kurze Hose, ein Paar Handschuhe, eine Mütze, einen Rucksack, einen Göffel, drei Bankkarten, einen Ausweis, ein russischer Pass, ein Laptop (Hülle nicht mitgezählt), ein Smartphone, ein elektrischer Rasierer, eine Schere, eine Zahnbürste, Zahnseide, ein Fläschchen Natron, ein Deo, eine Brotdose, ein USB-Stick, zwei Ladekabel, ein Verband, ein Handtuch, einen Kamm und eine Seife.
Insgesamt hatte ich 39 Gegenstände.
Der Gedanke, dass ich in den letzten zwei Jahren über 1.500 Gegenstände wegminimalisiert habe, ist unglaublich!
Obwohl ich ein Interesse an Survival-Themen habe, möchte ich nicht wie ein Soldat oder Backpacker mit schwerem Gepäck herumlaufen. Mein Ziel ist es, gut auszusehen und gleichzeitig für jede Survival-Situation gewappnet zu sein. Statt für jede mögliche Situation einen eigenen Gegenstand zu besitzen, möchte ich das Prinzip der Multifunktionalität nutzen (siehe mein Buch), um einen Gegenstand in so vielen Situationen wie möglich einsetzen zu können.
Bevor Mama und meine Halbschwester gekommen sind, habe ich Spaghetti Bolognese gemacht. Natürlich habe ich beim Nudelnkochen nicht auf die Uhrzeit geschaut, wann sie gar sind. Alles habe ich nach Gefühl gemacht.
Ich habe recherchiert, was die wahrscheinlichsten Gefahren sind und wie ich mich in solchen Situationen verhalte. Es ist schließlich nicht so wahrscheinlich, dass ich plötzlich in einem Dschungel lande und versuchen muss, zu überleben.
Die wahrscheinlichsten Gefahren im Alltag im Jahr 2015 laut einem Blog sind Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes, Grippe und Lungenentzündung, Stürze, Verkehrsunfälle sowie tätliche Angriffe.
Meine Schlussfolgerung: Die Gefahr bin eigentlich ich selbst, wenn ich meinen Körper schlecht behandle.
Halbschwester hat wie immer in ihrem Zimmer gegessen und ich mit Mama im Wohnzimmer. Diesmal habe ich zum ersten Mal die andere Seite des Göffels verwendet: die Gabel. Funktioniert wunderbar!
Ich habe Mama gefragt, ob sie das Passwort für Downtime auf meinem Laptop eingeben kann.
"Warum?" hat sie gefragt.
DDamit ich Downtime auf 21 Uhr einstellen kann."
Das habe ich auch gemacht und die Stickies-App zur Benutzung freigegeben, falls ich mal Notizen machen möchte, um geniale Ideen während der Downtime zu notieren. Ich denke, das ist ein guter Kompromiss.
Und mir war gar nicht aufgefallen, dass Night Shift AUS war. So ein Mist. Vielleicht war ich in der letzten Zeit deshalb so schlaflos, weil das Blaulicht des Laptops bis 22 Uhr die ganze Zeit gewirkt hat. Ich habe Night Shift wieder eingeschaltet.
Um 17:47 habe ich den Zug genommen und bin dann zwei Stunden meine übliche Strecke vom Hauptbahnhof über Steintor, Conti-Campus, Welfengarten, Kopernikusstraße in Richtung zu Hause spaziert.
Unterwegs habe ich einen schwarzen Lamborghini gesehen, der direkt auf dem Fußweg stand. Ich bin kurz stehen geblieben und an die Moskauer soziale Bewegung "Stop Ham" gedacht, die Aufkleber mit "Stopp Trottel" auf die Frontscheibe falsch geparkter Fahrzeuge kleben.
"Steht dir", sagt ein arabisch aussehender Mann am Mula-Café.
"Was?" fragte ich.
"Der Lamborghini."
"Oh, danke!", bin mit einem Grinsen im Gesicht weitergegangen.
"Ich weiß nicht, ob ich mein Verbandszeug gegen einen Lamborghini nach der One-In-One-Out-Regel tauschen will", habe ich gedacht und grinste noch mehr.
Als ich durch den Welfengarten ging, waren noch viele Menschen auf den Wiesen. Heute war es sehr warm, und ich kann mir vorstellen, dass es zur Mittagszeit hier noch voller war. Ich habe gedacht: Die Menschen, die sich im Wald oder sonst irgendwo verlaufen, wollen den Weg rausfinden in die Zivilisation oder nach Hause. Aber was ist, wenn die ganze Welt, die Natur, all das mein Zuhause ist und ich nicht daraus fliehen muss, sondern überall leben und überleben kann, wo ich will? Das ist doch mal eine schöne Idee, die ich mit meinen Survival-Upgrades verfolgen könnte.
Nach der Downtime habe ich die herausgeschnittenen Etiketten auf meinem Pullover und meinen weißen T-Shirts mit einem Permanentstift schwarz zugemalt, damit die weiße Schnittstelle noch weniger auffällt.
Durch das Nichtstun bin ich auf einen interessanten Verwendungszweck für mein Mikrofaserhandtuch gekommen. Ich habe es aus dem Badezimmer geholt, entlang der Längsachse halbiert gefaltet und mir um den Mund und die Nase wie eine Maske gewickelt. Hinten habe ich einen Knoten gemacht.
"Genial", habe ich gedacht. Ich kann mein Handtuch auch als Staub-, Rauch- oder Sandschutzmaske benutzen, falls ich mal in einer windigen Wüste landen sollte oder wenn ich aus einem brennenden Haus ausbrechen muss.
Als ich das Handtuch wieder zurückgebracht habe, habe ich im Badezimmer kurz meine Unterhose ausgezogen und gecheckt, ob sie riecht. Das tat sie nicht. Seit zwei Tagen ist die Merino-Hose geruchsmäßig immer noch frisch.
Dann ist mir eine weitere Idee in den Sinn gekommen: Warum schreibe ich nicht für jeden Gegenstand, den ich besitze, alle seine Verwendungszwecke auf und notiere, wenn mir neue einfallen, ebenfalls dazu?
Und zum Schluss, vor dem Einschlafen, ist mir eine weitere Idee im Liegen eingefallen, nachdem ich mich gedehnt habe. Ich könnte beim Einschlafen eine Position einnehmen, in der ich eine leichte Dehnung irgendwo am Körper spüre. Ich versuche so einzuschlafen. Damit es funktioniert, muss man die Position wirklich kurz vor dem Einschlafen einnehmen und die Dehnung darf nicht zu sehr schmerzen. Auf diese Weise könnte ich meine Gelenkigkeit während der Nacht automatisch verbessern.
Ich habe meine Beine wie im Schneidersitz platziert, mich auf den Rücken gelegt und wahrscheinlich auch so eingeschlafen.
Learnings:
Upgrades: