24. Januar 2024.
Um 8:40 wachte ich auf. Gegen 9 Uhr saß ich hinten auf dem Vierersitz der Straßenbahn und stieg an der Christuskirche aus. Mit einem seitlichen Blick erhaschte ich eine Blondine in einem schwarzen Rock und einer schwarzen Strumpfhose. Sie war hübsch, hatte lockige Haare und einen Dutt. Ihr Outfit, eine braune Jacke, wirkte modisch.
Als ich die Ampel überquerte und in Richtung der Bibliothek wollte, drehte ich mich um und holte sie ein.
"Hey", sagte ich von der Seite, doch sie reagierte nicht. Ich stellte mich weiter vorne vor ihr hin und winkte. Sie nahm ihren weißen Kopfhörer aus dem Ohr.
"Hey", lächelte sie mich an.
"Hast du Lust auf ein spontanes Kaffeedate in der HanoMacke?"
"Oh, lieb von dir. Aber ich muss jetzt lernen", antwortete sie.
"Gehst du auch in die Bibliothek?"
"Ja, genau, du auch?"
"Ja", erklärte ich und versuchte es erneut, "Dann lass uns ein schnelles Date machen, so 10 Minuten, dann kannst du nach dem Kaffee perfekt in die Lernphase starten."
Sie lachte und sagte: "Ja, okay, warum eigentlich nicht."
Ich erzählte ihr, dass ich nicht mehr studiere, sondern die Bibliothek nutze, um produktiv zu sein. Sie erzählte mir, dass sie im Referendariat ist und verschiedene Bereiche erkundet, von Richterbeobachtungen bis zur Arbeit in einer Kanzlei. So lernte ich die heiße Anwältin kennen.
In der Hanomacke bestellte ich einen Pfefferminztee. Die heiße Anwältin hockte sich hin und durchwühlte ihren Rucksack nach Geld. Der Mann hinter dem Tresen blickte mich an.
"Ich nehme einen Pfefferminztee.", bestellte ich, "Was möchtest du trinken?", fragte ich die heiße Anwältin.
"Einen schwarzen Kaffee", antwortete sie, während sie hektisch weiter suchte.
"Ich gebe dir den Kaffee aus. Hab genau 1 Euro da."
"Ah, Dankeschön!", erwiderte sie und hörte auf, in ihrem Rucksack zu wühlen. Wir setzten uns auf ein freies Sofa nebeneinander. Vor uns saß ein Student, der mit überschlagenen Beinen ins Handy vertieft war.
Die heiße Anwältin hielt weniger Blickkontakt als ich, aber sie war interessiert und schien sehr extrovertiert. Ich erzählte mehr von meiner Arbeit, während sie von ihrem Studium berichtete. Sie hatte viele Freunde aus verschiedenen Bereichen, von Life Science über Physik bis hin zu Agrarwissenschaften.
"Oh, du hast ja viele Abonnenten", sagte sie, was mich überraschte, da ich die 52 Tausend für einen englischen YouTube-Kanal nicht so viel fand.
Am Ende schlug sie mir vor, gegen 11 Uhr mit in die Mensa zu kommen mit ihren Freunden.
"Als Externer kann ich nicht in die Mensa", sagte ich, "aber ich gebe dir meine Handynummer, dann bleiben wir in Kontakt und vielleicht komme ich mit und sitze mit euch".
Ich trug meinen Namen und meine Nummer in ihr Handy ein.
Sie ging dann in die Bibliothek und ich saß noch kurz da und trank meinen Pfefferminztee zu Ende. Ich hielt kurz Inne. Es war unglaublich, wie sozial ich geworden war. Früher hätte ich direkt Angst bekommen bei dem Gedanken, sich einer fremden Gruppe in der Mensa mich dazuzugesellen. Jetzt, in diesem Moment, verspürte ich keine Angst, im Gegenteil ich sah die Menschen an, als potentielle Freunde und Quellen des Wissens, von denen ich noch viel lernen konnte. Ich schaute auf die Uhrzeit. Unser Date dauerte länger als 10 Minuten. Wir saßen 40 Minuten da.
Es war 9:45 Uhr in der Bibliothek, als ich auf ein Problem mit dem Safari-Browser stieß. Er öffnete sich nicht, selbst nach einem Force Quit und einem Neustart des Computers. Dadurch war ich gezwungen, meine geplanten Arbeiten zu unterbrechen und konnte nur Tagebuch schreiben oder lesen. Da ich auch nicht googeln konnte, wie ich das Problem lösen könnte, da ich Safari nur auf meinem PC hatte und meine mobilen Daten auf dem Handy bereits aufgebraucht waren, entschied ich mich, das Inhaltsverzeichnis für mein nächstes Buch über Physik für Fortgeschrittene zu erstellen.
Um 11 Uhr machte ich mich auf den Weg zum NP, um einzukaufen. Ich kaufte Romana-Salat, 1 kg Bio-Möhren, 1 kg Bananen, 3 x 250 g Heidelbeeren und Bio-Tomaten – alles für 7 Euro. Diesmal hatte ich mich überwunden, keine Brötchen zu kaufen.
Danach ging ich zu HanoMacke. Auf dem Sofa vor mir saß die rothaarige Frau, die ich am Vortag gesehen hatte. Ich aß Heidelbeeren und drei Bananen und hatte das Gefühl, dass mehr Leute mich ansahen und anlächelten. Eine hübsche Studentin kam vorbei, trug zwei volle Tassen vorsichtig und lächelte mich an, während sie sagte: "Ich hoffe, dass ich jetzt nicht stolpere und auf dich falle." Ich lachte.
Ich beschloss, mit dem heutigen Einkauf zurechtzukommen, weniger spontane Snacks zu kaufen und mehr Wasser zu trinken.
Um 11:35 Uhr war ich auf dem Weg in die vierte Etage, als ich einen Aufzug nahm, in dem ein hübsches Mädchen wartete. Die Anzeige im Aufzug zeigte "-1", dann "-2", was die anderen Fahrgäste skeptisch machte.
Als wir im Keller ankamen, kommentierte ich: "Willkommen in der Unterwelt." Alle lachten.
Ein Mitarbeiter der Bibliothek mit einem Wagen voller Bücher stieg in der Unterwelt ein.
Oben in der vierten Etage, nach einem kurzen Toilettengang, begegnete ich der Gothik-Einzelgängerin an der Tür. Sie lächelte mich an.
Um 11:40 Uhr war ich zurück an meinem Bibliothek-Platz, aber Safari funktionierte immer noch nicht. Daher arbeitete ich weiter an der Struktur meines Physikbuchs. Ich schaute mir die Menüpunkte von Safari an und aktivierte den Fullscreen-Modus. Plötzlich funktionierte Safari wieder.
Es war 13:08 Uhr und ich hatte noch eine Stunde bis zur Pause. Meine Motivation, produktiv zu sein, war unglaublich!
Um 14 Uhr machte ich eine Pause in HanoMacke auf dem Sofa. Es nieselte draußen und niemand Interessantes war weit und breit zu sehen.
Um 14:30 Uhr kehrte ich zurück in die Bibliothek, um weiter an meinem neuen Physikbuch zu arbeiten.
Bis 17 Uhr saß ich im Hugendubel und las weiter das Buch "Soulmaster" von Maxim.
Trotz des esoterisch angehauchten Textes konnte ich etwas Praktisches für mein Leben mitnehmen. Dabei stellte ich fest, dass das Wort "mein" nicht gut ist. All die Besitztümer, die ich als "mein" bezeichnete – Auto, Partnerin, Wohnung, Kleidung, Aussehen – unterliegen Veränderungen. Wenn wir irgendwann von dieser Welt gehen, können wir nichts aus dem Leben auf der Erde mitnehmen, sondern nur etwas hinterlassen.
Dieser Gedanke faszinierte mich und bestärkte meine minimalistische Lebensweise. Um mein Leid zu reduzieren, sollte ich das kleine Wörtchen "mein" vermeiden und die Gegenstände, die ich nutze, als Werkzeuge betrachten, um in der Welt etwas von meinen Ideen und meiner Arbeit zu hinterlassen. Mein Glück sollte nicht von vergänglichen Dingen abhängig sein, denn dann wäre es vergänglich.
Maxim schrieb sogar, dass Besitz unglücklich macht. Zuerst, wenn man ihn noch nicht hat, und dann, wenn man ihn hat, hat man Angst, ihn zu verlieren.
Ein weiterer wichtiger Satz, den ich lernte, war: "Schmerz ist im Leben unvermeidbar. Leid dagegen ist eine Entscheidung." Das bedeutet, ich sollte nicht an meiner Vergangenheit festhalten. Wenn mir etwas Schlimmes passiert, ist das schmerzhaft, aber wenn ich Tage, Wochen oder Monate später immer noch daran denke, beginnt das Leid. Ich sollte also versuchen, das Leid zu vermeiden.
Um 19:00 Uhr war ich zu Hause und Lara erzählte mir in der Küche ihre traumatische Geschichte. Ich war dankbar, dass sie mir vertraute.
Zudem hatte mein deutscher YouTube-Kanal 1.000 Abonnenten und 4.000 Wiedergabezeiten erreicht, was zur Monetarisierung führte – ein weiterer Grund zur Dankbarkeit. Schließlich hatte sich auch die heiße Anwältin bei WhatsApp gemeldet, was mir ebenfalls Freude bereitete.
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