Gedankenexperiment: Ein Job, den ich hassen würde. Der bipolare Alptraum. Über mich sprechen, während ich daneben sitze. Angst in meinem Tagebuch zu erscheinen. Warum?

4. Januar 2025.

Ich habe die nächste Übung aus dem Buch von Barbara Sher gemacht. Diesmal ging es darum einen Job zu überlegen, der direkt aus der Hölle kommen könnte. Ein Job, den ich niemals machen würde. Aus dieser Überlegung bilde ich dann den gegenteiligen Job, um so einen Traumjob zu kreieren. Ich habe auf der Rückseite des So-sieht-mich-meine-Familie-Bildes gestern Abend Folgendes draufgeschrieben:


So sieht ein Höllenjob für mich aus...


"In einem dunklen, kalten Labor mit Halogenlicht, arbeite ich ganz allein an einem Experiment-Aufbau, während im Hintergrund eine Magnetspule brummt. Es ist nicht ungefährlich in dieser Umgebung zu arbeiten: Hohe Magnetfelder, flüssiges Helium und elektrische Spannung ist womit ich täglich zu tun habe.

Kollegen, die mich anmotzen, weil ich zu dumm bin, einen Schaltkreis aufzubauen oder nicht selbstständig genug arbeiten kann, also ständig nach Hilfe fragen muss.

Es sind nur Männer als Kollegen da. Sie kommunizieren unsensibel, oberflächlich, rauchen in den Pausen und gehen gern in die Bars am Wochenende, um sich zu besaufen.

Wenn ich etwas nicht Experimentelles, sondern Theoretisches bei der Arbeit machen muss, dann ist es einen riesigen Stapel Klausuren zu korrigieren - mit schwer zu entschlüsselnden Hieroglyphen. PowerPoint-Präsentationen erstellen oder Videos schneiden. (Nein danke!)

Ich muss noch Überstunden leisten, weil ich unter Zeitdruck stehe, nächste Woche ein Paper zu veröffentlichen.

Der Arbeitstag fängt sehr früh an und ich muss mit dem Wecker aufstehen. Und dann gehe ich zum Zug durch verregnetes, kaltes, graues Wetter. Über eine halbe Stunde fahre ich mit dem Zug, während grelles Licht im Wagon mich nicht schlafen lässt. Der Zug ist voll. Ich habe Glück, dass ich einen Sitzplatz bekommen habe. Vor mir sitzen schlecht gelaunte Mitfahrer und starren die ganze Zeit aufs Handy."


Im Grunde beschreibe ich viele Punkte der Arbeit für meine Bachelorarbeit. Es ist unglaublich, dass mir ERST JETZT, mit dieser Übung, klar wird, dass ich einen Höllenjob bereits gemacht habe.

Eine ähnliche Übung habe ich schonmal gemacht. Da habe ich mir überlegt, was ich tun würde, wenn Geld kein entscheidender Faktor. wäre Da habe ich eine Liste mit allen Tätigkeiten erstellt, die ich regelmäßig mache und dann die Tätigkeit bewertet: Gut, Schlecht oder Neutral. In dieser Übung dagegen beschränke ich mich nicht auf meine Tätigkeiten, sondern kann alle möglichen Tätigkeiten in Betracht ziehen.

Ich wache plötzlich auf. Es ist 3:42 Uhr. Ich höre aus dem Treppenhaus, als würde dort jemand Flummi spielen oder etwas umkrempeln. Es klingt ähnlich, wie damals, als Matilda um das Haus herumgeschlichen ist. Ist Matilda wieder zurück? Oder ist es die Pik-Dame, die zurückgekehrt ist? Ich habe gestern noch über sie und die bipolare Störung mit meiner Schwester und ihrem Mann geredet. Ich bin froh, dass sie nicht mehr da ist. Ich war so erschöpft mit ihr und ich habe jetzt - in diesem Moment - Angst bekommen, dass es wieder sie sein könnte. Vielleicht bin ich nur in einem luziden Traum? Nein, dass kann nicht sein. Es fühlt sich real an. Ich blicke aus dem Fenster auf das Laternenlicht. Niemand ist da.

Gegen 12 Uhr. Ich sitze im Espresso House und mir fällt plötzlich auf, dass drei junge Leute - ein paar Tische weiter - über mich reden. Ich höre einiges heraus: "Er wohnt mit seiner Mutter." "Barfuß ins Café". Ich muss breit grinsen und schreibe dann weiter am Laptop.

Ich bekomme auch Rückmeldungen zu der WG-Bewerbung, dass sie noch nie so eine Nachricht bekommen haben. Ein breites Spektrum von "komisch" bis "außergewöhnlich". Bis jetzt waren es allerdings - außer einen Wohngemeinschaft in Hannover - nur Absagen.

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