Ich bin Kyniker. Neue Gewohnheiten mittels Moral. Tiergefängnis und der gefangene Rabenvogel. Stellplatz am Hohnsensee. Inspirierende Begegnung. Im Restauraunt "Ahoi".

18. Dezember 2024.

Ich bin um 5:00 Uhr aufgewacht, weil ich pinkeln musste.

Weiterschlafen.

Ich bin kurz vor zehn aufgewacht.

Es war eine sehr ruhige Nacht, eigentlich kaum zu glauben, dass ich in der Stadt geschlafen habe.

Ein Blick aus dem Heckfenster. Es sind mittlerweile ungefähr zehn Autos hier auf dem Parkplatz hier. Aber hier könnten locker 80 Autos passen. Der Parkplatz wirkt daher noch leer. Im Kofferraum schlafen

Bevor ich aufgestanden bin, habe ich bei Bumble dumm rumgeswiped und mich von Leggings-Frauen geil machen lassen. Ich habe auf diese Weise so einen krassen, sexuellen Drang verspürt, dass ich mir einen runtergeholt habe. Eine Klopapierrolle hatte ich noch da. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nicht zu masturbieren.

Ich muss beim Masturbieren an Diogenes von Sinope denken, auf den ich bei Thema "Anarchismus" gestoßen bin und der kynische Philosophie gelebt hat. Er hat öffentlich masturbiert und dazu gesagt: Ich mache das, was alle machen - nur öffentlich.

Bei der kynischen Philosophie geht es darum den Besitz auf Allernotwendigste zu reduzieren und Glück durch größtmögliche Unabhängigkeit von Dingen und Menschen zu erreichen. Im Grunde habe ich genau das im Leben durch extremen Minimalismus implementiert. Doch wo ist das Glück geblieben?!

Die Kyniker betrachten die Ethik als einzigen Leitfaden und die Natur als einzig wahres Vorbild. Also genau die Einstellung von mir - jetzt habe ich ein Label für mich: Kyniker.

Und Apropos Klopapier: Leider kann ich im Auto - wegen Mangel an Wasser - nicht die Gewohnheit anwenden, Wasser statt Klopapier nach dem Geschäft zu verwenden. Ich finde es nämlich eklig mit Klopapier die Kacke am After zu verschmieren. Mit Wasser fühle ich mich da unten sauberer.

Ich bin auf den Beifahrersitz geklärt und dort wie gestern das Tagebuch geschrieben und Handy aufgeladen. Auf dem Beifahrersitz arbeiten

Das gestern belegte Brot habe ich noch nicht aufgegessen. Hab es draußen gegessen und ein Informationsschild gelesen. Frühstücken und lesen

Das Auto steht übrigens hier ich auf dem Parkplatz: Wildgatter Karte

Ich habe erfahren, dass ich direkt am Wildgatter stehe. Das ist quasi ein kostenloser Zoo. Ich gehe hin. Wildgatter-Eingang Hildesheim

Baum des Jahres: Die echte Mehlbeere. Huh, okay?! Baum des Jahres 2024: Mehlbeere

Die ersten Eindrücken machen mir klar, dass ich nicht viel von Zoos halte. Ich schaue mir den gefangen Fasan an und denke: Der kann doch nicht auf diesem engen Raum artgerecht leben?! Gefangener Fasan

Bei den schottischen Hochlandrindern, die eigentlich nach Schottland gehören, sich aber in Hildesheim hinter Gitter befinden, haben die beiden Männer ein bürstenartiges Dingsda befestigt, an dem sich die Rinder kratzen können. Schottische Hochlandrinder

Bei Froschteich angekommen, habe ich etwas gelernt, was mich ins Staunen gebracht hat. Kaulquappe ist eigentlich ein wachsender Frosch. Ich dachte früher, dass Kaulquappen eigene Lebewesen sind. Oha! Froschteich

Die herumstreifenden Hühner und Gänse erinnern mich an die Zeit bei den Großeltern. Die Hühner sind solch sozialen Lebewesen. Das ist unglaublich! Sobald ich an den Zaun rangegangen bin, kamen sie direkt angelaufen und haben neben mir weiter vom Boden gepickt. Hühnerlauten von sich gegeben, als würden sie mit mir kommunizieren.

Neben dem Hühnerkäfig ein Schild, das verbietet die Tiere freizulassen. Hier in der Stadt wäre das wirklich eine dumme Idee, denke ich. Wo sollen sie denn dann hin? Zu McDonalds? Und ist es eigentlich nicht besser zu sterben, statt das ganze Leben lang hinter dem Gitter zu verbringen? Zoo-Tiere freilassen

Ein Rabenvogel sitzt auf einem Ast in der Ecke und schaut traurig umher. Er bemerkt mich, fliegt auf den Boden und kommt mit langsamen Gang auf mich zu.

Ich konnte sein Leid hinter dem Gitter spüren. Auch, wenn wir miteinander nicht in menschlicher Sprache kommunizierten, kommunizierten wir nonverbal - durch eine "energetische Verbindung" miteinander. Ich wusste ganz genau, was der Rabenvogel mir sagen wollte. Rabenvogel

Machs gut, mein Lieber! Ich werde immer an dich denken und mich stets daran erinnern, für das Tierrecht einzusetzen, frei zu leben - weder gefangen in der Massentierhaltung noch in einem Zoo oder bei einem Menschen zu Hause als Trostspielzeug. Gefangener Rabenvogel

Seit dem ich wieder vegan lebe und den moralischen Beweggrund an erste Stelle setze, habe ich es geschafft vom ersten Tag an, konsequent, vegane Ernährung umzusetzen. Ich komme nicht mal in Versuchung etwas nicht Veganes zu essen! Das wäre wie gesagt - ein Tritt gegen das Recht der Tiere auf Leben. Aus dieser Erfahrung kann ich eine unglaublich mächtige Methode ableiten, vom ersten Tag an, eine neue Gewohnheit zu etablieren: Finde einen starken moralischen Grund für die neue Gewohnheit und du wirst sehen, wie viel einfacher es ist, eine neue Gewohnheit umzusetzen.

Weiter auf dem Rundgang durch den Zoo aka. durch das Tiergefängnis, treffe ich auf Kamerunschafe. Diese leben eigentlich in Afrika. Ich schaue mir ihre Gesichter an und sehe Persönlichkeiten. Wenn ich genau hinsehe, sehe ich bei jedem ein anderes Gesicht. Eins ist traurig, das andere schaut verängstigt und noch ein anderes schaut neugierig. Ich finde es interessant, wie einfach es ist, in die Augen von fremden Tieren zu schauen als in die Augen von fremden Menschen. Warum eigentlich? Kamerunschafe

Die Kanarienvogel und Wellensittiche sitzen aufgeplustert auf den Ästen. Ich frage mich, ob es denen hier in Deutschland nicht zu kalt ist. Sie haben schließlich kein Stimmrecht und nicht die menschliche Kommunikationsfähigkeit zu sagen, dass denen kalt ist. Sie müssen den Ort aushalten, wo sie von Menschen eingesperrt wurden.

Wildschweine sind auch sehr sozial, allerdings auf eine andere Weise als Hühner. Hühner reden und schauen gern einen an. Wildschweine dagegen brauchen scheinbar nur die Nähe von anderen (so wie ich). Sie kommen in meine Nähe und machen weiter ihr Ding. (Das sind nur meine Beobachtungen. Ob das wissenschaftlich stimmt, kann ich nicht sagen).

Am Ende des Rundgangs sehe ich eine Katze hinter dem Zaun. Sie traut sich nicht an mich ranzukommen. Ich sehe ein Schild am Zaun und weiß jetzt warum. Elektrozaun

Was hat mich der Besuch des Wildgatters gelehrt? Ein Zoo ist nichts anderes als ein Tiergefängnis. Ich weiß nur nicht, wo es übler ist: Draußen den Gräueltaten der Menschen ausgesetzt zu sein oder das Leben - vor Menschen geschützt - im Käfig zu verbringen.

Auf dem Weg zurück zum Auto. Auto am Parkplatz

Fahre ich nach Hause oder bleibe ich noch da? Ich habe mich entschieden - trotz der Unsicherheit durch die Stadt zu fahren - einen anderen Stellplatz anzuschauen, der nicht weit von hier entfernt ist.

Ich bin losgefahren und kam an einem fast freien Parkplatz an. Ich habe das Auto rückwärts eingeparkt, um einen Blick auf den Hohnsensee zu haben, wenn ich die Hecktüren aufmache. Stellplatz am Hohnsensee

Ich habe mich dann auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Enten am Hohnsensee

Unterwegs treffe ich auf Robert, den ich damals beim Poco Loco Festival, zum ersten Mal begegnet bin. Er liest ab und zu mein Tagebuch und er hat mich auf den Gedanken gebracht, warum ich möglicherweise andere Frauen abstoße. Zwei mögliche Gründe.

Erstens. Indem ich viel über mein Leben und meine Gefühle im Tagebuch preisgebe, eliminiere ich den Zauber des Geheimnisvollen. Eine Frau, die möglicherweise an mir interessiert ist, liest das Tagebuch und weiß dann schon alles über mich. Sie kennt mich dann sozusagen in- und auswendig und verliert somit das Interesse.

Zweitens. Ein wichtiger Punkt, über den ich mir auch Gedanken gemacht habe, ist, dass die Frauen nicht im Tagebuch erscheinen wollen und deshalb den Kontakt zu mir meiden. Hier habe ich - insbesondere durch den Vorfall mit der Organisation Zora - dazugelernt und frage die Person, was ich über sie im Tagebuch veröffentlichen darf und wie sie im Tagebuch genannt werden möchte.

Robert hat mir eine Inspiration gegeben, reale Erlebnisse mit Fantasie zu vermischen, um die Neugier zu erwecken, darüber zu spekulieren, welcher Teil der Geschichte real und welcher Teil erdacht ist.

(Sie fragen sich, ob die Geschichte wahr ist? Ihr Jonathan Frakes 😄) Kupferstrang Hildesheim

Weiter auf dem Weg in die Innenstadt. Entlang des Kupferstrangs begrüße ich die Spaziergänger oder sie grüßen mich.

Ich treffe auf den Flaschensammler mit dem Fahrrad. Wir umarmen uns. Er hat nur zwei Dosen bis jetzt gefunden. Ich gebe ihm den 5-Euro-Schein, den ich noch in der Tasche habe.

"Geh mal zum Friseuer", sagt ein junger Mann, der mit zwei Mädels an mir vorbeiläuft.

Wow, das kam unterwartet.

Ich drehe eine Runde am Weihnachtsmarkt. Der Kommentar lässt mich irgendwie nicht los. Ich mache ein Selfie und schaue mir die Haare an.. Alles gut. Passt. Nicht zum Friseur gehen

Im Espresso House ist es sehr voll. Ich hole mir ein veganes Avocado-Brötchen und einen Kaffee. Ich fühle mich irgendwie apathisch, energielos, trüb. Irgendetwas fehlt mir. Ich verspüre Sehnsucht nach Zweisamkeit. Kaffee und veganes Brötchen

Es wird dunkel. Ich schlendere langsam zurück zum Auto, mit gesenktem Blick. Ab und zu blicke ich in den Himmel. Ich war den ganzen Tag draußen. Was sollte ich auch im Auto machen? Dort ist es langweilig und eng. Das Auto dient quasi nur zum Übernachten. Es ist eine kostenlose mobile Unterkunft. Düsteres Wetter

Es ist kurz vor 18 Uhr. Ich wollte noch nicht ins Auto. Ich hab mich stattdessen auf die Treppe gesetzt, die in den Hohnsensee führt und während es genieselt hat, habe ich den See und die bunten Lichter in der Ferne beobachtet.

"Amor Fati", flüstere ich vor mich hin.

Jedes Mal, wenn ich Amor Fati - die Liebe zum Schicksal - bekunde, spüre ich eine Erleichterung. Es ist okay, eine trübe Stimmung zu haben. Sie kommt und geht. Ohne schlechte Stimmung kann ich die gute Stimmung nicht wertschätzen. Das ist der Lauf des Lebens. Hohnsensee am Abend

In der Nähe ist ein Restaurant von Steffen Henssler namens "Ahoi". Ich spaziere dahin. Ich habe Hunger. Aber will ich viel Geld für einmal essen ausgeben?

Soll ich oder soll ich nicht?

Ach egal, satt zu sein ist wichtiger als Geld.

Ich gehe hinein. Das Restaurant sieht sehr edel und groß aus. Es sitzen nur ein paar Gäste dort. Es ist ruhig.

"Hallo, habt ihr etwas Veganes zu essen?", frage ich einen jungen Mann hinter dem Tresen, der zuvor mit einer Frau gequatscht hat.

Ich war froh als er die Frage bejahte.

Ich habe mir eine Blumenkohl-Bowl bestellt und dazu einen Cappuccino. Ahoi Hildesheim

Meine Güte ist die Bowl köstlich. So etwas Leckeres habe ich schon lange nicht gegessen. Ich bin echt froh, dass ich diese Bowl esse, statt Dosenfutter im Auto. Am liebsten würde ich nur in Restaurants essen, statt zu kochen. Das ist deutlich entspannter, wenn ich im Auto lebe.

Nachdem ich mich für zwei Tage vollgegessen habe, bin ich mit einer besseren Stimmung zum Auto geschlendert.

Es ist 18:00 Uhr und stockdunkel.

Ich sitze auf dem Beifahrersitz (das ist wohl mein Arbeitsplatz) und träume von einer Freundin, die jetzt neben mir sitzen würde, während im Radio "Ain't No Sunshine" von Bill Withers läuft.

Heute habe ich es geschafft, nach dem Übernachten im Auto, den ganzen Tag draußen zu verbringen. Als nächstes will ich zwei Nächte hintereinander im Auto verbringen, ohne zwischendurch nach Hause zu fahren. Weihnachtsbäume Hildesheim

Um 20 Uhr fahre ich zurück nach Borsum. Laternenlicht

Ich muss mich nun wirklich ausruhen. Nicht zu viel auf einmal, sonst bin ich überfordert. Daher schlafe ich heute zu Hause. Ich habe die Decke im Auto gelassen und schlafe einfach auf dem Boden direkt an der Heizung. Ein Kissen reicht. Anspruchslos an der Heizung schlafen

Bis morgen!


Ich bin heute dankbar:

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