22. Dezember 2024.
Handschriftliche Version [PDF]
Ich sitze in Lauras Zimmer und fühle mich immer noch vom gestrigen Film über Mohammed und den Islam verzaubert. Der Film hat fast drei Stunden gedauert. Bei vielen Aussagen, die der Prophet getätigt hat, musste ich weinen, weil ich tief in mir spürte, dass das nur von Gott kommen kann. Vieles davon wurde leider schnell nach dem Tod des Propheten vergessen oder für den eigenen Vorteil missbraucht.
Ich frage Gott, ob er mir zutraut der nächste Prophet zu sein, um die Menschen aus ihrem Ego aufzuwecken? Doch zuerst muss ich selbst erwachen. Allein die Interaktion mit der Mutter verrät mir, dass ich noch nicht soweit bin. Das dunkle, graue Zimmer wurde in hellem Sonnenlicht erstrahlt. Gott ist da, während ich diese Zeilen schreibe. Er kommuniziert nicht mit Worten, sondern "anders", wie zum Beispiel mit dem Sonnenlicht, dem Wetter oder durch die Tiere (wie letztens beim Tiergatter) und durch den Menschen selbst.
War das wirklich ein Zufall, dass ich gestern das neue Testament gefunden habe und am Abend den Gedanken bekommen, über den Islam zu erfahren? Der gestrige Abend hat mich schließlich dazu geführt, den Islam annehmen zu wollen. Ich will aber nur jenen Moslem verkörpern, dem der letzte Prophet prophezeit hat.
Wir hatten ein schönes, veganes Frühstück zu viert gehabt, bevor Mama weggefahren ist. Durch meine konsequente Einhaltung des Veganismus in der Ernährung, fällt auch Mama viel leichter sich komplett vegan zu ernähren. Man muss einfach selbst mit gutem Beispiel voran gehen, dann ändert sich die Umgebung von allein - ohne Druck, ohne Überzeugungen. (Es gab übrigens vegane Nutella. Etwas, was ich niemals gedacht habe, dass es jemals geben wird).
Ich bin ins Espresso House gefahren. Davor habe ich an das rothaarige Mädchen gedacht, das im Espresso House arbeitet. Tobi hat mich nämlich während des Frühstücks gefragt, ob ich sie schon angesprochen habe. Leider nein, dazu fehlt mir der Mut oder eher gesagt das Herz brennt nicht stark genug für sie, um mich zu überwinden.
Während der Fahrt träume ich mit geschlossenen Augen, wie Kinder auf mich zulaufen und mich umarmen. Ihre Eltern kommen ebenfalls und umarmen mich.
Als ich in Hildesheim ankomme, fängt es an zu regnen.
Bei der Sparkasse hebe ich 10 Euro ab, um die Wise-Bankkarte zu aktivieren. Den einen 5-Euro-Schein gebe ich dem Obdachlosen, der direkt hinter dem Geldautomaten liegt.
Draußen sehe ich die alte Frau im Regen, immer gleichen Ort, sitzen und nach Geld betteln. Ihr gebe ich den anderen 5-Euro-Schein.
Ein paar Schritte weiter kommt auf mich der Flaschensammler mit dem Fahrrad zu. Wir begrüßen uns mit einem Händeschütteln. Ich habe kein Bargeld. Diesmal mache ich einen entscheidenden neuen Schritt: Statt das fehlende Bargeld als Ausrede zu nutzen, um nicht dem Menschen zu helfen, sage ich ihm, mir bis zum Bankautomaten zu folgen.
Ich frage ihn, wo er übernachtet.
"Draußen", versucht er mit gebrochenem Deutsch mir das mitzuteilen, "in der KuFa 20 Euro übernachten. Teuer!"
Ich hebe 20 Euro ab und gebe sie ihm.
Vor Freude umarmt er mich und ich sehe wieder dieses kindliche Funken der Augen eines erwachsenen Menschen.
Wir sind alle Kinder. Kinder, die in erwachsenen Körpern stecken.
Es fängt stärker an zu regnen.
Ich merke, dass ich noch nicht 100% aufrichtig gebe. Das ist so als ob ich mir einen Vorteil bei Gott erkaufen möchte. Doch Gott kann direkt in mein Herz sehen. Ich kann durch keine großzügigste Geste mich von allen Sünden befreien, wenn ich Intention des Gebens selbst eine Sünde ist. Aber wie Gott weiß - ich bin lernfähig.
Als Prophet wird man nicht geboren, zum Propheten wird man von Gott gemacht. Erst wenn die großzügigen, guten Taten aus der Reinheit des Herzens kommen, dem zeigt sich Gott und den wählt er zum Propheten aus. So hat er auch den Propheten Mohammed ausgewählt. Erst als Mohammed 40 Jahre alt war, hat sich Gott ihm offenbart.
Gott schickt mir Zeichen, dass er mich zu seinem nächsten Propheten machen wird.
Ich bin noch nicht bereit. Hass, Machtgier und der eigene Vorteil können mich noch leicht ergreifen. Die Angst vor der Prophezeiung, die Angst vor dem eigenen Tod ist noch zu groß in mir. Ich habe noch Zweifel. Wie sollen mir Menschen glauben, wenn Gott mich nicht mit Superkräften ausstattet, wie er Jesus oder Moses ausgestattet hat? Ehrlich gesagt, will ich keine Superkraft. Ist die Reinheit des Herzens, die ich anstrebe, nicht Superkraft genug?
Ich will mich auf keinen Fall über andere Menschen erheben.
Ich habe die Datingapp wieder gelöscht. Nicht meine Bestimmung ist es, dort die Lebenspartnerin zu finden.
Ich weiß auch nicht, ob ich eine internationale Krankenversicherung abschließen soll. In einer Welt, in der man einem Menschen in Not, aus Reinheit des Herzens hilft, braucht man keine Krankenversicherung. Man hilft bedingungslos. Du brauchst weder Geld, Macht noch irgendwelche Versicherungen zu haben, damit dir geholfen wird.
Das wird die Zukunft nach der Prophezeiung sein.
Ich habe Apple Smartwatch 10 bestellt. Ich probiere sie aus. Sie wird (hoffentlich) das Smartphone ersetzen. Programmieren oder umfangreichere Schreibtätigkeiten werde ich dann wahrscheinlich auf einem Computer der Bibliothek oder auf einem ausgeliehenen Gerät erledigen. Ich probiere es aus. Wenn es so nicht klappt - kann ich immer zum alten Zustand zurückkehren.
Ich möchte so weit es geht vom Smartphone wegkommen, um kein Smartphone-Zombie zu sein. Es tut mir sehr gut, ohne Smartphone die Zeit zu verbringen. Hauptsache ich werde nicht zum Smartwatch-Zombie.
Auf dem Weg zurück nach Hause. Ich sitze im Bus und schaue auf die Felder.
Ein Gedanke taucht auf: Ich brauche keine Spenden, denn ich bin nicht bedürftig. Ich habe alles, was ich brauche. Die Menschen sollten lieber nicht mir, sondern den Obdachlosen oder wirklich hilfsbedürftigen Menschen spenden. Ich komme schon klar. Außerdem habe ich eine tolle Mutter, die mich nie im Stich lassen wird. Ich beschließe den Paypal-Account wieder zu löschen und die Spendendaten aus dem Tagebuch zu entfernen. Das habe ich dann zu Hause realisiert.
Als meine Schwester und ihr Mann nach dem Essen weggefahren sind, habe ich das zuvor entdeckte Netflix auf dem Fernseher genutzt, um nach einem interessanten Film zu suchen. Und so bin ich auf die Netflix-Serie "Testament: Die Geschichte von Moses" gestoßen.
Im Schaukelstuhl sitzend, schaue ich mir diese Serie an und lerne etwas von den vorherigen Propheten.